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Abstract:
Gesichter, die uns im täglichen Leben begegnen, sind ständig in Bewegung. Mimik ist ein wesentlicher Bestandteil non-verbaler Kommunikation. Während wir lachen, reden etc. deformiert sich unser Gesicht ständig. Kann uns diese charakteristische Bewegung bei der Identifizierung von Gesichtern helfen?
Um diese Frage zu untersuchen, haben wir Morph-Sequenzen von Köpfen der MPI Datenbank mit der Mimik von zwei verschiedenen Personen animiert. Während der Lernphase sahen Versuchspersonen (VPn) das Gesicht A animiert mit Bewegung A und Gesicht B animiert mit Bewegung B. In der Testphase wurden Morphs (Form, ohne Textur) zwischen Gesicht A und Gesicht B gezeigt. Die VPn sollten entscheiden, ob sie Gesicht A oder B sahen. Die Morphs waren entweder mit der Bewegung A oder mit der Bewegung B animiert.
Auf allen Morph-Stufen (10 Schritte) bewirkte die charakteristische Bewegung eine Verschiebung der Wahrnehmung in Richtung der Person, mit dessen Bewegung die Köpfe animiert worden waren. Besonders deutlich war der Effekt auf der 50 Morph-Stufe, wo die Forminformation sehr zweideutig ist. Dort wurde in 80 aller Tests mit "Gesicht A" geantwortet, wenn der Morph mit Bewegung A animiert war. Wenn der gleiche Morph mit Bewegung B animiert wurde, war die Antwort in nur 40 aller Tests "Person A".
Die Daten belegen, dass charakteristische Bewegung in Gesichtern bei der Feststellung der Identität verwendet wird. Besonders dann, wenn die Forminformation zweideutig ist, wächst die Bedeutung der Mimik. Die Möglichkeit, mit Hilfe von moderner Software-Technologie Form-, Textur- und Bewegungs-Information in Gesichtern unabhängig voneinander untersuchen zu können, weckt Hoffnung, dem Verständniss der Gesichtererkennung etwas näher zu kommen.