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Abstract:
Um ein visuell wahrgenommenes Objekt greifen zu können, muss eine Umrechnung von Augenkoordinaten in Handkoordinaten erfolgen. Diese Koordinatentransformationen sind im Parietalkortex durch gain Modulation der neuronalen Antworten implementiert. Während das Modell der zwei getrennten visuellen Ströme postuliert, dass Handlungssteuerung und Objekterkennung auf unterschiedlichen Verarbeitungsprinzipien beruhen, wird hier eine integrative Sichtweise vorgestellt, nach der das Erkennen räumlich transformierter Objekte ebenfalls auf Koordinatentransformationen basiert: Durch Transformation des perzeptuellen Koordinatensystems werden Unterschiede in der räumlichen Ausrichtung zwischen visuellem Input und den Gedächtnisrepräsentationen kompensiert. Diese Konzeption wird von zwei unterschiedlichen Forschungsrichtungen gestützt. Zum einen wurde demonstriert, dass auch Objekterkennen durch gain Modulation modelliert werden kann, und dass gain Modulations-Prozesse tatsächlich im ventralen Pfad auftreten. Zum andern zeigten psychophysische Experimente, dass Objekte besser erkannt werden, wenn zuvor ein anderes Objekt in der gleichen Orientierung dargeboten wurde. Dieser Kongruenzeffekt konnte für bekannte Objekte nachgewiesen werden, selbst wenn diese visuell unähnlich sind, oder wenn die Objekte
unterschiedliche Hauptachsen aufweisen.