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Zusammenfassung:
Schaut man durch eine rechts-links spiegelnde Brille, so beobachtet man zwei Phänomene: Zeigt man z.B. mit dem rechten Arm, dann sieht es so aus, als führe der linke Arm diese Bewegung aus. Zudem scheint die Bewegung in die entgegengesetzte Richtung zu verlaufen. Befehl und Rückmeldung stimmen also nicht mehr überein, sind gegenläufig. Ein effizientes Verhalten mit gespiegeltem Feedback erfordert eine Umkodierung der visuomotorischen Koordination. Diese sollte sich in einer Veränderung der neuronalen Aktivität im EEG niederschlagen. Wir fanden in einer vorangegangenen Studie, dass sich die verschiedenen Anteile einer Zeigebewegung in Lateralisierungen hirnelektrischer Potentiale im EEG (event-related lateralizations = ERLs) abbilden: Auswahl des Effektors, Lokalisation des Zielreizes, Bewegungsrichtung und Kontrolle der räumlich gerichteten Bewegung. Diese Lateralisierungen des EEG während der Zeigebewegung sollten sich auch durch die Spiegelung der visuellen Rückmeldung spezifisch verändern.
Um dies zu untersuchen wurden EEG-Messungen während Zeigebewegungen mit und ohne Spiegelung des Gesichtsfeldes durchgeführt. Der Zielreiz wurde dabei entweder zentral oder lateralisiert (+/- 1,7 Grad) dargeboten.
Es zeigte sich ein Effekt der Spiegelung auf die Lateralisierung des EEGs. Dieser bestand aus einer höheren Aktivierung der zum gesehenen Zielreiz ipsilateralen Hemisphäre im Vergleich zur ungespiegelten Bedingung. (Zu beachten ist, dass sich die objektive Position bei Spiegelung umkehrt.) Dieser Effekt trat ca. 300-400 ms nach Stimulus Onset auf und war maximal in parietalen und parieto-occipitalen Regionen.
Die Spiegelung verursachte eine räumlich und zeitlich eingrenzbare Veränderung der Lateralisierung neuronaler Aktivität. Es liegt nahe, dass dies eine Modifikation der Zielreiz-Verarbeitung darstellt und durch die Umkodierung der visuomotorischen Koordination verursacht wird.