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Abstract:
Demokratie ist ein Verfahren, umstrittene Fragen auf eine Weise zu entscheiden, die auch den Unterlegenen als
legitim erscheint. Niemand kann dabei erwarten, dass die eigene Meinung stets umgesetzt wird. Wenn allerdings
die Politik systematisch den politischen Präferenzen bestimmter sozialer Gruppen folgt, wohingegen die anderer
missachtet werden, wird der Grundsatz politischer Gleichheit beschädigt. Die neue Responsivitätsforschung
untersucht, ob politische Entscheidungen mit dem Willen der Bürger_innen übereinstimmen und wenn ja,
wessen Meinungen umgesetzt werden. Dabei zeigt sich in den USA eine deutlich selektive Responsivität der
Politik zulasten der Armen. In diesem Forschungsbericht untersuchen wir erstmals, ob in Deutschland ähnliche
Muster in der politischen Responsivität wie in den USA festzustellen sind. Dazu werten wir 252 in den
DeutschlandTrend-Umfragen gestellte Sachfragen für den Zeitraum von 1998 bis 2013 aus. Die Fragen beziehen
sich auf zum Zeitpunkt der Erhebung diskutierte Politikänderungen. Für jede dieser Sachfragen ermitteln wir,
welcher Anteil der Befragten ihnen zustimmt. Dabei unterteilen wir die Befragten nach Einkommen, Beruf,
Bildung, Alter, Geschlecht und Region. In der von uns erstellten Datenbank „Responsiveness and Public
Opinion in Germany (ResPOG)“ kodieren wir außerdem, zu welchem Politikfeld eine Frage zählt und ob es
innerhalb von zwei oder vier Jahren nach der Umfrage zu einer Politikänderung gekommen ist. Die Auswertung
dieser Daten zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen den getroffenen politischen Entscheidungen und
den Einstellungen der Bessergestellten, aber keinen oder sogar einen negativen Zusammenhang für die
Einkommensschwachen.
Abstract:
Democracy is a procedure to legitimate contested decisions even to those who opposed them. No one can expect
to get his or her way in each and every decision. If, however, political decisions systematically reflect the
political preferences of some groups but not of others, the principle of political equality is harmed. New studies
on political responsiveness analyze whether or not decisions confirm to the citizens’ will and if so, whose will
prevails. For the United States, a number of studies have found a pattern of selective responsiveness, in which
the interests of the poor are all but ignored. In this report, we ask whether similar patterns are discernible in
Germany. We analyze 252 detailed survey questions posed between 1998 and 2013. These questions deal with
specific political decisions debated at the time. For each of those we first calculate the degree of support within
different social groups. Respondents were grouped according to measures such as income, occupation,
education, gender, region and age. Our database “Responsiveness and Public Opinion in Germany (ResPOG)”
also includes information on the policy domain of a question and whether or not the specific policy change dealt
with in the question was enacted within the next two or four years. Our results show a notable association
between political decisions and the opinions of the better-off but none or even a negative association for the
poor.