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Abstract:
Soziale, auf andere Personen hin gerichtete Handlungen
sind ein integraler Bestandteil menschlichen Lebens,
z.B. wenn sich zwei Personen die Hände schütteln. Obwohl
soziale Handlungen komplexe visuelle Signale darstellen,
erkennen Menschen sie mit scheinbarer Leichtigkeit. Wie
sehen die zugrunde liegenden visuell-kognitiven Prozesse
aus, die diese Fähigkeit ermöglichen? Hier werde ich einige
unserer Studien vorstellen, die visuell-kognitive Prozesse
der sozialen Handlungserkennung untersucht haben. Es wurden oft Abhängigkeiten zwischen Prozessen, die der
Wahrnehmung verschiedener Gesichtsausdrücke unterliegen,
berichtet. Hängen die Prozesse in der Wahrnehmung von Handlungen in ähnlicher Weise voneinander ab? Wir
haben den Zusammenhang zwischen verschiedenen Handlungen
mit Gruppierungs- und Adaptationsexperimenten erforscht. Unsere Untersuchungen zeigten, dass es mindestens zwei hierarchisch angeordnete kognitive Ebenen gibt, auf denen Handlungen mit unterschiedlicher Genauigkeit erkannt werden. Diese Ebenen haben Ähnlichkeit mit dem „basic level“ und „subordinate level“ in der Objekterkennung.
In Adaptationsexperimenten konnten wir zeigen, dass die zugrunde liegenden visuellen Prozesse antagonistisch
zueinander angeordnet sind und von der Bedeutung der Handlung, die über den sozialen Kontext gegeben ist,
abhängen. Die Wichtigkeit des Handlungskontextes für die
Handlungsbeobachtung haben wir auch in realen Interaktionen
gefunden. Tischtennisspieler verlassen sich auf verschiedene
Quellen visueller Information vom Mitspieler, je nachdem ob sie kompetitiv oder kooperativ spielen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass kognitive Repräsentationen,
die der Erkennung einer einzelnen dynamischen sozialen Handlung zugrunde liegen, in komplexer Weise von anderen Handlungen abhängen. Die Untersuchung dieser Zusammenhänge hat wichtige Implikationen für bestehende Erkennungsmodelle, die den Kontext weitgehendst
unberücksichtigt lassen.