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Abstract:
Seit dem Sturz der Diktaturen befindet sich die Strafjustiz in Lateinamerika in einem umwälzenden Reformprozeß. Auf dem Gebiet des Strafverfahrensrechts ist die Verdrängung des kolonialen spanischen "Inquisitionsprozesses" durch rechtsstaatlichere, mündliche Prozeßtypen zu beobachten. Die ausgeprägte Machtstellung des Richters wird dabei reduziert, die Rechtsstellung des Be-schuldigten im Gegenzug verbessert. Allerdings lösen sich die Gesetzgeber der verschiedenen Länder in recht unterschiedlichem Maß von den überkommenen Strukturen.
Der Autor schildert diese Entwicklung am Beispiel des argentinischen Bundesstrafverfahrens, das anhand der Maßstäbe der Menschenrechtskonventionen sowie der argentinischen Verfassung ei-ner kritischen Betrachtung unterworfen wird. Damit wird erstmalig eine neue Prozeßordnung systematisch im Hinblick auf ihre Vereinbarkeit mit den menschenrechtlichen Vorgaben untersucht. Das hierfür entwickelte Modell könnte auch auf andere Strafverfahrensgesetze angewandt werden.
Die Untersuchung zeigt, welches der in einem globalen Wettbewerb konkurrierenden Strafverfahrenssysteme sich in großen Teilen Lateinamerikas durchsetzt. Die dabei erzielten Erkenntnisse sind auch im Hinblick auf andere Regionen wie insbesondere die früheren sozialistischen Länder Asiens und Europas von Interesse, wo ähnliche Entwicklungen denkbar sind.