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Ästhetisierung , Bildhermeneutik , interkulturelle Hermeneutik , Japanbild
Abstract:
Die Ästhetisierung als ‚ausklammerndes‘ Sehen anderer Kulturen hat in der Vergangenheit eine negative Konnotation erfahren, weil ihr das Produzieren stereotyper Bilder und eine konstitutive Rolle in Orientalismus und Kolonialismus zugeschrieben wurden. Demgegenüber sind positive Wirkungen einer Ästhetisierung als ‚Vereigentlichung‘ des Angeschauten vorgebracht worden. In beiden Fällen steht Ästhetisierung unter dem Verdacht, ein einbahniges Verstehen zu unterstützen, das Sehgewohnheiten unhinterfragt ließ. Um eine Lesart vorzuschlagen, bei der das Sehen als ein wechselseitiges thematisiert wird, soll diese Problemstellung am Beispiel des Anschauens von Bildern des Anderen untersucht werden. Dabei wird angenommen, dass der Ästhetisierung bisher ein konzeptuelles Bild zugrunde liegt, welches eine unvoreingenommene sinnliche Erkenntnis hemmt. Hier hingegen werden die hermeneutischen Potentiale eines Bildsehens aus interkultureller Perspektive diskutiert. Es wird vorgeschlagen, wie sich das Konzept ‚Bild‘ ändern könnte, um den Bildern anderer Kulturen möglichst erkenntnisoffen zu begegnen. Ästhetisierung wird in diesem Sinne als produktive Option der interkulturellen Begegnung in Aussicht gestellt.