hide
Free keywords:
-
Abstract:
Raumplanung als öffentliche Aufgabe hat in der Bundesrepublik (im Gegensatz zu ihrer ideologisch übersteigerten Einschätzung in der Zeit des Nationalsozialismus) nie einen hohen politischen Stellenwert erreicht. Die dringenden Notwendigkeiten des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wiederaufbaus (der als „Restauration“ älterer Strukturen keiner planenden Gestaltung zu bedürfen schien), aber auch der dogmatisierte Glaube an die Selbststeuerung der Marktwirtschaft1 und die außerordentliche Stärkung des Föderalismusprinzips im neuen Grundgesetz ließen die Forderung nach einer aktiven, staatlichen Steuerung der Raumentwicklung zugleich weniger dringlich und weniger legitim erscheinen. Aus dieser bei uns immer noch verbreiteten skeptischen Einschätzung der Raumplanung folgt jedoch keineswegs auch die Bedeutungslosigkeit der staatlichen Politik als Bestimmungsfaktor der Raumentwicklung. Im Gegenteil: die räumliche Verteilung von Wirtschaftsbetrieben und Wohnsiedlungen, von kulturellen Einrichtungen und Freizeitmöglichkeiten, von Verkehrsströmen und Umweltschäden sind zumindest in Mitteleuropa seit dem frühen Mittelalter das Ergebnis einer intensiven Wechselwirkung von natürlichen, technologischen, ökonomischen, demographischen und politischen Einflußfaktoren, unter denen der staatlichen Politik fast immer eine hervorragende Bedeutung zukam.