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Zusammenfassung:
Die heute dominanten grammatiktheoretischen Konzeptionen des Formalismus (Chomsky 1995,
Legendre 2001 u.a.) und des Funktionalismus (Lockwood et al. 2000, Halliday 2004 u.a.) haben
ihre Genese in Positionen des frühen Strukturalismus, wiederum gründend in der Sprachphilosophie
des neunzehnten Jahrhunderts.
Beide modernen Positionen sind das Resultat einer Zergliederung ursprünglicher Dualismen und
einseitiger Rezeption der Vorgänger; sie erschöpfen sich – häufig – in prinzipieller Opposition
und gegenseitigen Legitimationsbemühungen: “ein echter Kirchenstreit, bei dem beide Seiten
sich auf dieselben Heiligen Schriften beziehen, um sich dann besser die Köpfe im Namen von
Sankt Humboldt einschlagen zu können” (Trabant 1998).
Mangelnde Rezeption sowohl der frühen Schriften Humboldts (1820 u.a.) als auch des Nachlasses
Saussures (1891–1911) jenseits des “Cours linguistique générale” begünstigen diesen
Zustand: Beide Schulen vergessen ihren gemeinsamen begrifflich-konzeptionellen Ursprung
und fokussieren nur je eine Seite des linguistischen Gegenstandes, ob nun ergon oder energeia,
competence oder performance. Aporien und jeweils begrenztes explanatives Potential beider
Ansätze liegen hierin begründet. Zu selten beachtete, gleichwohl in ihrer Nichtbeachtung
frustrierende These ist, dass “There is no a priori incompatibility between adopting a functional
point of view on the one hand, and trying to apply a consistent system of formalization on the
other.” (Bolkestein 1993).
Diese Arbeit zeigt, welche fundamentalen Probleme die sich als polar betrachtenden Grammatikmodelle
bewahrt haben, ausgehend von Entwicklungen des generativ-formalen Paradigmas
in der Folge Bloomfields (1933) einerseits und des extern-funktionalistischen in derjenigen
Trubetzkoys (1939) andererseits. Versucht wird zu zeigen, auf Grund welcher inhärenten
Anknüpfungspunkte sich der Zweiklang von Minimalistischem Programm und Optimalitätstheorie
einer Funktionalen Grammatik zur Wiedergewinnung der komplementären Konzeption
von Sprachbetrachtung annähern könnte – et vice versa – und sollte.