Abstract
Das japanische Recht differenziert bei Zusammenschlüssen mehrerer Personen zum Zwecke der gemeinschaftlichen Ausübung einer gewinnorientierten Tätigkeit zwischen im Handelsregister eingetragenen Gesellschaften, die als juristische Personen qualifiziert werden, und nicht eingetragenen gewerblichen Partnerschaften, die keine eigene Rechtspersönlichkeit besitzen. Japan kennt heute fünf unterschiedliche Gesellschaftstypen, die sämtlich im Gesellschaftsgesetz von 2005 geregelt sind, und (im Wesentlichen) fünf verschiedene Formen gewerblich ausgerichteter Partnerschaften, deren Regelungen sich in verschiedenen Gesetzen finden. Ihrer Natur nach ist auch die im Jahre 2005 eingeführte japanische Form der „limited liability partnership“ des US-amerikanischen Rechts, die LLP (yūgen sekinin jigyō kumi’ai), eine Partnerschaft, weshalb die Regeln der archetypischen Partnerschaft nach dem Zivilgesetz zur Anwendung kommen, soweit das LLP-Gesetz keine spezielleren Vorschriften enthält.
Die Einführung der LLP weckte zunächst hohe Erwartungen. Eine attraktive Verbindung aus nachgelagerter Besteuerung – die LLP ist mangels eigener Rechtspersönlichkeit nicht körperschaftsteuerpflichtig – und gleichzeitiger Haftungsbeschränkung für die Partner sowie der Umstand, dass die Wirtschaft diese Rechtsform nachgefragt hatte, schienen ein Rezept für einen anhaltenden Erfolg der LLP zu sein. Zehn Jahre nach ihrer Einführung ist indes deutlich, dass sich die Erwartungen nicht erfüllt haben. Die Zahl von rund 5.500 LLPs, die zwischen 2005 und 2014 gegründet worden sind, erscheint im Vergleich zu den etwa 75.000 LLCs, die seit 2006 ihre Tätigkeit aufgenommen haben, gering. Beide Unternehmensformen werden durch die Zahl von rund 500.000 Aktiengesellschaften, die im gleichen Zeitraum neu in das Geschäftsleben eingetreten sind, in den Schatten gestellt.
Nach allgemeiner Auffassung liegt der Grund für die mangelnde Attraktivität der LLP in einer zu strengen Regelung der Geschäftsführung. Die Partner einer LLP haben nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, sich aktiv an deren Geschäftsführung zu beteiligen. Diese Verpflichtung kann nur in begrenztem Umfang auf andere Partner übertragen werden, mit der Folge, dass ein bloß finanzielles Engagement in einer LLP nicht möglich ist. Ferner erfordern grundlegende Management-Entscheidungen über den Erwerb oder die Veräußerung großer Vermögensgegenstände wie auch das Eingehen hoher finanzieller Verbindlichkeiten die Zustimmung aller Partner. Der Gesetzgeber wollte auf diese Weise anscheinend vermeiden, dass die LLP zu Zwecken der Steuerhinterziehung oder einer Risikoverlagerung auf ihre Gläubiger missbraucht werden könnte. Der Bedarf an dieser Rechtsform dürfte ferner dadurch gemindert sein, dass sie – im Gegensatz zur deutschen Partnerschaftsgesellschaft – den freien Berufen nicht offen steht.
Mit der Einführung der LLP im Jahre 2005 folgte Japan einem internationalen Trend. Zugleich bedeutet die Übernahme dieses legal transplant aus den USA einen weiteren Schritt auf dem langen Weg der Umorientierung des japanischen Gesellschafts- und Partnerschaftsrechts weg vom traditionell engen Verhältnis zum deutschen Recht und hin zum US-amerikanischen Recht, der seit längerem zu beobachten ist.
As elsewhere, law and practice in Japan differentiate between two kinds of business entities with respect to joint undertakings by several individuals: incorporated and unincorporated entities. As for incorporated entities, there are five different types of companies that are regulated under the Companies Act of 2005 and that are juridical persons. Unincorporated entities are the business partnerships. Today, Japanese law knows five important kinds of business-oriented partnerships. Unlike companies, partnerships are not juridical persons. The limited liability partnership, the LLP (yūgen sekinin jigyō kumi’ai), was introduced in 2005 as a new form of business entity. Its statutory basis is the Limited Liability Partnership Act.
When the LLP was introduced in 2005 it met with high expectations. The publicly articulated demand for this business form and its appealing functional combination of being exempt from corporate taxation while at the same time providing for limited liability of its members seemed like a recipe for success. Ten years later, however, it is clear that these expectations have not materialized. The roughly 5,500 LLPs set up since 2005 are dwarfed by the 75,000 LLCs established since 2006. Moreover, both these numbers are overshadowed by the 500,000 stock corporations founded during the same period, even if one takes into account that a part of these newly formed stock corporations are former limited companies.
The common understanding is that the unpopularity of the LLP is caused by the overly restrictive (mandatory) regulations of the LLP Act governing the management of an LLP. Its partners do not only have the right but also the obligation to manage the partnership’s businesses. This duty may not be fully delegated to other partners and, accordingly, a partner cannot confine his engagement in the LLP to a purely financial contribution. Furthermore, as a rule, the consent of all partners is required for fundamental management decisions concerning the purchase or sale of important assets as well as the obtaining of significant loans. The rationale behind these restrictions seems to be the legislature’s concern to deter the use of an LLP for the purposes of tax avoidance or risk-shifting to the detriment of the partnership’s creditors. It should also be noted that the LLP Act does not allow for the use of the legal form of an LLP as a business entity for the conduct of most of the independent professions. This restriction stands in contrast to the practice in the UK or in Germany where law firms and others are generally allowed to make broad use of the legal form of an LLP or a partnership with limited professional liability (PartGmbB) respectively, and actually do so in order to limit their individuals’ exposure to liability claims.
Japan followed an international trend when introducing the LLP in 2005. The reception of the LLP as a legal transplant (mainly) from the U.S. is another example for the ongoing re-orientation of Japan’s corporate and partnership laws away from its traditionally close ties to German law towards American law.