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Thesis

Vom Dunkelfeld ins Hellfeld : Anzeigeverhalten und Polizeikontakte bei Jugenddelinquenz

MPS-Authors
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Köllisch,  Tilman
Criminology, Max Planck Institute for Foreign and International Criminal Law, Max Planck Society;

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Citation

Köllisch, T. (2004). Vom Dunkelfeld ins Hellfeld: Anzeigeverhalten und Polizeikontakte bei Jugenddelinquenz (PhD Thesis, Univ., Freiburg im Breisgau, 2004).


Cite as: https://hdl.handle.net/21.11116/0000-0001-FCFB-9
Abstract
Welche Beziehung besteht zwischen der Kriminalitätswirklichkeit, die Jugendliche als Täter erzeugen und als Opfer erleben einerseits, und den Angaben in der polizeilichen Kriminalstatistik als Ergebnis der sozialen Erzeugung von Tätern und Opfern andererseits? Wie in der Arbeit gezeigt wird, weisen viele strafrechtlich bewehrte soziale Normen unter Jugendlichen nur eine geringe Verhaltensgeltung auf. Daher stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien diejenigen "Normbrecher" aus dem Dunkelfeld ausgewählt werden, deren Verhalten zur Verdeutlichung der Norm im Hellfeld sanktioniert wird. Da sich das Dunkelfeld bei Gewaltdelikten durch unterlassene Anzeigen ergibt, steht hier das Opfer als zentrale Filterinstanz von Kriminalitätsereignissen im Vordergrund der Betrachtung. Delikte wie Ladendiebstahl werden dagegen vor allem durch Verkaufspersonal bzw. Ladendetektive zur Anzeige gebracht, Drogendelikte aufgrund proaktiven Polizeihandelns. Kapitel 2 liefert daher eine systematische Bestandsaufnahme empirischer Befunde zum Anzeigeverhalten und Registrierungsrisiko, die zeigt, bei welchen Tat- und Tätermerkmalen überhaupt mit Diskriminierung bzw. selektiver Kriminalisierung zu rechnen ist. In Kapitel 3 werden Theorien vorgestellt, die sich explizit oder implizit mit der Erklärung von Mechanismen des Übergangs von Tätern zur formellen Soziakontrolle beschäftigen. In Kapitel 4 werden die empirischen Befunde und theoretischen Ansätze zusammengeführt und ein prozessorientiertes Modell zu Erklärung der Kriminalisierung von Jugendlichen durch Anzeigeerstattung entwickelt. Dabei wird anhand sozialpsychologischer, sozialer und sozialökologischer Faktoren erklärt, weshalb überhaupt Anzeige erstattet wird und weshalb jugendliche Täter mit bestimmten sozialen Merkmalen einem höheren Risiko der polizeilichen Registrierung als Tatverdächtige ausgesetzt sind. In Kapitel 5 werden zunächst die der Studie zugrunde liegenden Daten vorgestellt. Zentral sind Angaben aus einer schriftlichen Schülerbefragung zu selbstberichteter Delinquenz und selbstberichteter Viktimisierung, die in Freiburg und Köln sowie in ländlichen Gemeinden um Freiburg durchgeführt wurden. Der umfangreichste Teil der Arbeit ist der empirischen Prüfung der Hypothesen zum Anzeigeverhalten und Registrierungsrisiko auf Individual- und Aggregatebene gewidmet. In Kapitel 6 werden aus der Opferperspektive einzelne Aspekte der prozessorientierten Betrachtung des Anzeigeverhaltens und der Wahl von Alternativen zu einer formellen Regulierung von Opfererfahrungen zunächst in bivariaten Analysen untersucht. Determinanten aufgrund von Eigenschaften des Deliktes sind dessen Art und Schwere sowie Tatzeit, Tatort und Anzahl der Täter. Des Weiteren werden soziale Merkmale des Opfers wie Alter, Geschlecht, ethnische Herkunft, sozialer Status betrachtet. Zentral sind jedoch die Analysen zu Merkmalen der Täter-Opfer-Relation wie "Täter-Opfer bekannt" und "Täter-Opfer gleichethnisch" betrachtet, die den vorgeschlagenen theoretischen Ansatz unterstützen. In multivariaten logistischen Regressionsmodellen werden anschließend der Einfluss von Merkmalen der Tatsituation, des Opfers sowie der Täter-Opfer-Relation auf die Bewertung des Deliktes durch das Opfer, das Anzeigeverhalten und alternative Konfliktlösungsmechanismen ermittelt. In Kapitel 7 werden unter einem Wechsel der Perspektive die Angaben der Schüler zu den von ihnen selbst begangenen Delikten und den Polizeikontakten, die sie in diesem Zusammenhang hatten, analysiert. Hier können die Prozesse, die zu einem solchen Polizeikontakt führen, nicht mehr direkt analysiert, sondern nur noch indirekt erschlossen werden. Es wird das Basisrisikos einer polizeilichen Registrierung untersucht, wie die Art, Schwere und Anzahl der Delikte sowie die vorherige polizeiliche Registrierung eines Täters. Im weiteren Verlauf des Kapitels werden Aspekte des relativen Registrierungsrisikos wie Geschlecht, Alter, ethnische Herkunft und sozialer Status der Täter untersucht. Wiederum werden die Ergebnisse anschließend in multivariaten logistischen Regressionen getestet. Mit Kapitel 8 werden die empirischen Analysen abgeschlossen. Dabei werden zunächst Einflüsse des sozialen Kontextes der Jugendlichen auf deren Anzeigeverhalten und das Registrierungsrisiko analysiert. Ferner werden Interaktionseffekte zwischen Individualeigenschaften und Kontexteigenschaften betrachtet. Es werden Unterschiede untersucht zwischen den Kontexten von Stadt, Vorstadt und Land sowie zwischen sozial benachteiligten Gebieten gegenüber nicht benachteiligten. Im dritten Abschnitt dieses Kapitels werden schließlich Analysen auf der Aggregatebene von Stadtvierteln durchgeführt. Dabei werden zum einen die Angaben der selbstberichteten Polizeikontakte mit denjenigen der offiziell registrierten Delinquenz auf Aggregatebene zu validiert. Schließlich wird ein Regressionsmodell formuliert, mit dem auf der Ebene von Stadtvierteln der Hellfeldanteil der Delinquenz erklärt werden kann.
This empirical thesis addresses the relation between delinquency as it is experienced by juvenile offenders and victims on the one hand, and crime as it is fixed in police statistics on the other hand. It is assumed and can be demonstrated subsequently that a great number of norms broken remains in the dark field of unreported crime. Therefore the primary question is whether there are systematic differences between unreported and recorded youth offenders and offences, depending on social characteristics of offenders like ethnic background, social status, and sex. One main mechanism which may explain differences in police recording is the reporting behaviour of victims or third persons; another is the reaction of the police to incoming reports. In Germany, it is generally assumed that the latter mechanism does not play a major role compared to common law countries where the discretion of the police is larger. This demands a comprehensive review of empirical studies which identify the factors governing reporting behaviour of victims and registration risk of offenders, which is accomplished in chapter 2 of the thesis. Chapter 3 describes current theories attempting to explain victim decision making and offender's registration risk. These include social psychological theories like cognitive dissonance theory, as well as genuine sociological theories like conflict theory and theories of social capital and social disorganisation. In chapter 4 a process-based theory is developed that explains reporting behaviour of juvenile victims. Social psychological, sociological, and social ecological factors explain why decisions to report crimes to the police are made and under which conditions juvenile delinquents underlie an increased registration risk. Chapter 5 introduces empirical data to be used to test hypotheses stated in the preceding chapter. These data consist of a body of individual and aggregate-level datasets, including self reports of delinquency, victimization, police contacts, and victims'coping behaviour, as well as official police registrations. In chapter 6 empirical analyses adopting the victim's perspective are carried out. Bivariate analyses include determinants relying on aspects of offences like type and seriousness of offence, as well as time and place where the offence occurred. Further on, victims' social attributes like age, sex, ethnic background, and social status are examined. These analyses cover further social psychological attributes like victims' attitudes and experiences resulting from previous victimization, reporting or even own delinquent behaviour. Last but not least the influence of victim-offender relations like "same sex", "same ethnicity", and "same age" on reporting behaviour is analysed. The results of bivariate analyses are subsequently tested in multiple logistic regression models. In chapter 7 a change of perspective is taking place. Subjects' self-report of delinquent behaviour and police contacts are analysed. The risk of offenders for being detected by the police is calculated as ratio between self-reported police contacts and self-reported delinquency. This type of analysis does not allow looking at processes that lead to registration, but only infer on them. A number of analyses are applied that reveal the base risk of a police registration of an offender, depending on type of offence, seriousness, und number of offences, as well as previous registration. Further on, aspects of the relative registration risk are studied. These encompass offenders' attributes like ethnic background, sex, social status as well as street-life, and social capital. Again multivariate logistic regression models are applied to test the findings of bivariate explorative analyses. Chapter 8 completes the empirical studies. In this section, first of all the influence of social context is analysed, applying multiple logistic regression analyses separately to the victims' and offenders' perspective. Context variables include urban, suburban, or rural social environment of subjects, as well as living in social disadvantaged against privileged areas. Second, aggregate-level OLS-regression models are applied using districts as units of analysis. These allow explaining the ratio of offenders with police contacts regarding to social norms, social capital and social disadvantage of urban or rural districts.