Abstract
In October 2020, the signatories of the Convention on Biological Diversity (CBD)
need to adopt a new global strategy for biodiversity protection. With biodiversity loss
ongoing, scientists demand ambitious targets for the CBD’s post-2020 biodiversity
strategy. Simultaneously, the European Union’s (EU’s) national biodiversity strategy
runs out in 2020. Policymakers need assessments of the progress towards the current
biodiversity strategy but also scenarios investigating the implications of potential post-
2020 targets for well-informed decision-making. The aim of this thesis was therefore
to develop a framework for evaluating and improving the ecological representation of
the EU’s protected area (PA) network based on systematic conservation planning
principles. This framework was applied in two studies: First, to evaluate the Natura
2000 network’s progress towards Aichi Target 11, which signatory parties to the CBD
should accomplish until 2020. Second, to explore three scenarios illustrating how the
EU could expand its PA network systematically to achieve potential higher 30% or
50% ecoregion coverage targets. The presented framework is the first that enables the
evaluation and improvement of non-species biodiversity surrogates’ representation for
the EU’s full PA extent including all 28 member states. It provides a gap analysis based
on recently developed representation metrics and introduces a linear programming
modeling system to simulate cost-efficient network expansion. The first study revealed
that the coverage of six ecoregions falls short of the 10% representation target defined
by the technical rationale to Aichi Target 11. 15 187 km² (0.35% of the European
Union’s land territory) would be required to close these existing coverage gaps. The
second study showed that to realize 30% and 50% ecoregion coverage, the EU would
need to add 6.6% and 24.2% of its terrestrial area to its PA network, respectively. For
all three scenarios, the EU could designate most recommended new PAs in semi‐ or
natural ecosystems. However, some ecoregions did not have enough natural areas left
to implement the ecoregion coverage targets. Therefore, some member states would
also need to establish new PAs on productive land. Overall, the results of the first
study show that the Natura 2000 network might be the world’s largest PA network,
but it is still not ecologically representative and should therefore not be considered
complete. The findings of the second study illustrate that more than half of all
European ecoregions already reach 30% PA coverage and the remaining gap towards
fully achieving that goal could be closed in the majority of ecoregions by protecting
the remaining semi- or natural area. However, much greater effort would be needed to
implement the Half-Earth vision in the EU. Both studies offer valuable information
for the EU’s post-2020 biodiversity strategy debate and can support discussions on the
future of European biodiversity conservation.
Die aktuelle Strategie der Biodiversitätskonvention läuft im Jahr 2020 aus, ohne dass
der weltweite Biodiversitätsverlust bislang gestoppt werden konnte. Wissenschaftler
fordern nun deutlich ambitioniertere Schutzziele für die neu zu verhandelnde Strategie
der nächsten Dekade. Gleichzeitig muss die Europäische Union (EU) eine neue
Biodiversitätsstrategie formulieren. Um dazu gute Entscheidungen auf politischer
Ebene treffen zu können braucht es fundiertes Wissen zum Umsetzungsstand der
aktuellen Schutzziele und Szenarien, die die Auswirkungen potentieller neuer
Schutzziele evaluieren. Ziel dieser Thesis war es, das europäische
Naturschutzgebietsnetzwerk hinsichtlich seiner ökologischen Repräsentanz zu
evaluieren und aufzuzeigen, wie gegebenenfalls vorhandene Schutzlücken basierend
auf Prinzipien der systematischen Naturschutzplanung geschlossen werden könnten.
Dazu wurden zwei Studien verfasst. Für die erste Studie wurde untersucht, ob das
Natura 2000 Netzwerk der EU ökologisch repräsentativ im Sinne von Aichi Ziel 11
der aktuellen Strategie der Biodiversitätskonvention ist. Die zweite Studie zeigt mit drei
verschiedenen Szenarien auf, wie das gesamte Schutzgebietsnetzwerk der EU
systematisch erweitert werden könnte um deutlich ambitioniertere 30% oder 50%
Schutzziele für jede Ökoregion in der EU umzusetzen. Die Methodik, die beiden
Studien zugrunde liegt, ermöglicht es, das gesamte Schutzgebietsnetzwerk aller 28 EUMitgliedsstaaten
hinsichtlich des Schutzstatus von Ökoregionen und Habitaten zu
evaluieren. Dazu werden kürzlich entwickelte Repräsentanz-Maßzahlen verwendet,
um noch vorhandene Schutzlücken aufzuzeigen. Um diese Lücken möglichst
systematisch und kosteneffizient zu schließen, wurde zudem ein auf linearer
Optimierung basierendes Modellsystem entwickelt. Die Ergebnisse der ersten Studie
zeigen, dass das Natura 2000 Netzwerk von sechs europäischen Ökoregionen weniger
als 10% schützt und damit nicht das Schutzniveau realisiert hat, dass notwendig wäre,
damit es als ökologisch repräsentativ im Sinne von Aichi Ziel 11 gelten kann. Um diese
Lücke zu schließen müsste die EU auf zusätzlich 15 187 km² (0.35% der Landfläche
der EU) neue Schutzgebiete ausweisen. Die zweite Studie zeigt auf, dass die EU noch
6.6% ihrer Landfläche schützen müsste um das 30% Schutzziel für alle Ökoregionen
zu verwirklichen und 24.2%, wenn das 50% Schutzziel realisiert werden sollte. Für alle
getesteten Szenarien könnten die Schutzziele in den meisten Ökoregionen durch das
Unterschutzstellen von naturnahen Flächen erreicht werden. In manchen
Ökoregionen ist jedoch nicht mehr ausreichend naturnahe Fläche vorhanden. Dort
müssten Mitgliedsstaaten auch intensiv land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen
extensivieren um Schutzziele zu erreichen. Die Ergebnisse der ersten Studie zeigen,
dass das Natura 2000 Netzwerk, obwohl es das weltweit größte Naturschutznetzwerk
ist, nicht ökologisch repräsentativ ist und daher nicht als fertiggestellt betrachtet
werden sollte. EU Mitgliedsstaaten sollten vielmehr weiter daran arbeiten noch
vorhandene Schutzlücken zu schließen. Wie die zweite Studie zeigt, hat mehr als die
Hälfte der europäischen Ökoregionen das 30% Schutzziel bereits erreicht und die noch vorhandenen Lücken könnten in fast allen Ökoregionen durch den zusätzlichen
Schutz naturnaher Flächen geschlossen werden. Deutlich größere Anstrengungen
müssten unternommen werden um die „Half-Earth“ Vision in der EU umzusetzen.
Die Ergebnisse beider Studien können die Debatte um mögliche Ziele für die neue
Biodiversitätsstrategie der EU nach 2020 unterstützen und Diskussionen über die
Zukunft des Biodiversitätsschutzes innerhalb der EU anregen.