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Conference Paper

Grenzen des Rationalen: Klang und Theorie

MPS-Authors
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Grüny,  Christian
Department of Music, Max Planck Institute for Empirical Aesthetics, Max Planck Society;

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Citation

Grüny, C. (2020). Grenzen des Rationalen: Klang und Theorie. In B. Giesecke von Bergh, & V. Helbing (Eds.), ›Klang‹. Wundertüte oder Stiefkind der Musiktheorie: 16. Jahreskongress der Gesellschaft für Musiktheorie (GMTH) (pp. 15-35). doi:10.31751/p.1.


Cite as: https://hdl.handle.net/21.11116/0000-0007-AD81-4
Abstract
Musiktheorie ist eine singuläre Erscheinung: Keine andere künstlerische Disziplin hat eine derartige Theorie ausprägen können. Die Wandlungen, die nicht nur die Gegenstände der Musiktheorie und ihre theoretische Beschreibung, sondern auch den Theoriebegriff als solchen erfasst haben, haben doch eine grundlegende Tatsache unangetastet gelassen: Die Musiktheorie ist eine Theorie rationaler Strukturen und Verhältnisse, seien sie nun tonsystematisch oder werkbezogen, systematisch oder historisch, mathematisch, kosmologisch, physikalisch oder pragmatisch begründet. Nur als solche konnte sie historische Kontinuität ausbilden. Dass Klang als solcher in einer Theorie dieses Zuschnitts zuerst einmal systematisch ausgeschlossen wird, ist kein Zufall und auch kein behebbares Versäumnis, sondern konstitutiv. Klang wird, wie man aristotelisch sagen könnte, einer Theorie der musikalischen Formen zur Materie, zu dem, was nicht strukturell beschrieben werden kann. Damit wird Klang sozusagen negativ bestimmt als das, was sich der Theorie entzieht – nicht dem theoretischen Zugriff schlechthin, aber diesem speziellen. Indem sich die Musiktheorie dem Klang in seinen verschiedenen Dimensionen zuwendet, wird sie sich in einen anderen Typus Theorie verwandeln müssen bzw. mit anderen Theorietypen in Dialog treten. Aus einer Theorie musikalischer Rationalität wird ein ganzes Ensemble von Theorien unterschiedlicher Rationalitätsweisen, deren Zusammenspiel immer wieder neu austariert werden muss.