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Buch

Experten in der Corona-Krise und Geschichte

MPG-Autoren
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Klein,  Ursula
Department Structural Changes in Systems of Knowledge, Max Planck Institute for the History of Science, Max Planck Society;

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Zitation

Klein, U. (2021). Experten in der Corona-Krise und Geschichte. Berlin: Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte.


Zitierlink: https://hdl.handle.net/21.11116/0000-0008-5441-0
Zusammenfassung
Die Rolle wissenschaftlicher Expertinnen und Experten in der Corona-Krise ist wiederholt kritisiert worden, insbesondere von geisteswissenschaftlicher Seite. Ein Hauptvorwurf, der auch an die Adresse der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina gerichtet ist, lautet, wissenschaftliche Experten seien anmaßend, wenn sie als politische Berater mit ihrer wissenschaftlichen Kompetenz und mit Sachzwängen argumentieren. Die Brisanz des Arguments wird noch durch die Behauptung zugespitzt, der wissenschaftliche Experte benötige für seine politische Beraterrolle besondere persönliche Qualitäten, für die ihm die Wissenschaft kein Rüstzeug liefere. Diese Mystifizierung der Figur des Experten dient dann als Rechtfertigung eines vorgefassten, tiefsitzenden Skeptizismus gegenüber naturwissenschaftlichem Spezialistentum und Expertise. Ein Rückblick in die Geschichte entzieht dieser Mystifizierung die empirische Grundlage. Die Geschichte zeigt: Experten oder „Sachverständige“ zeichnen sich vor allem durch praktisch relevantes, empirisches Wissen aus, das im technischen Umgang mit „Sachen“, Experimente eingeschlossen, erworben wurde; diese Sachkompetenz war meist der ausschlaggebende Faktor für ihre Beratertätigkeit. In der anschließenden Diskussion des Begriffs Sachzwang argumentiere ich gegen die weit verbreitete Ansicht, Sachzwänge seien technokratische Totschlagargumente. Das Argumentieren mit Sachzwängen legt nur offen, welche Konsequenzen und Handlungsoptionen sich aus vorhandenem Sachwissen ergeben, es impliziert jedoch keine Normen und damit auch keine Vorabentscheidung über Handlungsziele.
The role of experts in the recent corona crisis has often been criticized, especially by scholars from the humanities. A major objection is that experts claim their political advice is based on scientific knowledge and that related constraints are presumptuous. The objection—addressed also to the German National Academy of Science—is accompanied by the argument that the advisory role of scientific experts presupposes certain personal qualities of the expert that cannot be acquired in the scientific community. This mystification of the figure of expert then serves as justification for preconceived general skepticism toward scientific expertise. The historical part of this paper shows that experts have long been recognized as persons with outstanding empirical knowledge acquired in technical activities, including experimentation; their role as political advisors is based primarily on the fact that this kind of knowledge is recognized as practically useful knowledge. The historical figure thus does not lend itself to mystifying definitions. The historical part is complemented by a discussion of the concept of natural and technical constraints of actions (Sachzwänge). I argue that this kind of knowledge neither implies norms nor goals of action. Hence it always leaves open different possibilities of action.