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Metamorphosen des Nationalstaats

MPS-Authors
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Streeck,  Wolfgang
Institutioneller Wandel im gegenwärtigen Kapitalismus, MPI for the Study of Societies, Max Planck Society;

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Citation

Streeck, W. (2021). Metamorphosen des Nationalstaats.


Cite as: https://hdl.handle.net/21.11116/0000-0008-D81A-8
Abstract
Vorabdruck aus „Zwischen Globalismus und Demokratie. Politische Ökonomie im ausgehenden Neoliberalismus“

Spätestens mit seinem 2013 veröffentlichten Buch Gekaufte Zeit. Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus, das aus den Frankfurter Adorno-Vorlesungen hervorgegangen war, die der mittlerweile emeritierte Direktor des Kölner Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung ein Jahr zuvor gehalten hatte, wurde Wolfgang Streeck zu einem Namen, der weit über die internationalen Zirkel der vergleichenden politischen Ökonomie hinaus große Bekanntheit genießt. Nach Stationen in Bielefeld, wo er sich als Soziologe habilitierte, am Wissenschaftszentrum Berlin und seiner langjährigen Lehrtätigkeit als Professor für Soziologie und industrielle Beziehungen an der University of Wisconsin in Milwaukee, hatte der ungeheuer produktive Sozialwissenschaftler ein, ja das Buch zu den Finanzkrisen verfasst, die seit September 2008 in einer Sequenz von Schüben für eine globale Rezession sorgten und in der Folge zur Verwandlung kapitalistischer Steuer- in massiv intervenierende Schuldenstaaten führten. Selbst sein Antipode in Deutschland, nämlich Jürgen Habermas, zollte dem Autor höchsten Respekt, indem er Streecks analytische Intervention mit Marxens Studie Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte in einem Atemzug nannte. Trotz des extraordinären Lobes, das sicherlich sowohl der polemischen Energie als auch der schriftstellerischen Eleganz geschuldet war, mit der Streeck die Gefährdungen repräsentativer parlamentarischer Demokratie durch einen globalen Kapitalismus nachzeichnete, der sich zunehmend aller wohlfahrtsstaatlichen Einhegungen entledigte, machte Habermas aus einem grundsätzlichen Einwand kein Hehl: Er attestierte Streecks politischer Ökonomie eine für seine Begriffe fragwürdige Neigung, das Leistungsvermögen nationalstaatlicher Institutionen zu überschätzen, soweit es um die fällige Aufgabe geht, die autodestruktiven Potenziale des auf Deregulierung aller nur erdenklichen Märkte setzenden Kapitalismus zu zähmen.

Was der Kosmopolit Habermas als eine „nostalgische Option“ für den Rückzug in die europäische Kleinstaaterei geißelte, ist der Vorwurf, dem sich Streeck in seinem neuen Buch mit aller gebotenen Ausführlichkeit stellt. Durchdacht wird eine Neubegründung demokratischer Politik angesichts einer scharf konturierten Alternative: Soll es mit dem Umbau des Staatensystems zugunsten immer stärkerer transnationaler Zentralisierung weitergehen oder verlangt eine von Europa ausgehende Verteidigung demokratischer Gesellschaftlichkeit eine entschiedene Revitalisierung partikularer politischer Vergemeinschaftung, das heißt eine moderne, auf friedliche Kooperation abgezweckte „Kleinstaaterei“?

Einen ersten, selbstverständlich höchst komprimierten Einblick in Streecks Argumentation gewährt der Vorabdruck, den wir heute veröffentlichen. Wir danken dem Suhrkamp Verlag und dem Autor dafür, diese – wie es bei ihm heißt – „Bemerkungen zur Soziologie und politischen Ökonomie des sogenannten Nationalstaats“ abdrucken zu dürfen. Nach dem Ende der Sommerpause wird Soziopolis ein Buchforum zu seiner neuen Monografie publizieren, die am 17. Juli im Buchhandel vorliegen wird und zweifelsohne die gleiche Aufmerksamkeit verdient, wie Streecks bahnbrechende Veröffentlichung vor sieben Jahren.

Die Redaktion