Zusammenfassung
Nach 1945 ereigneten sich in der Bundesrepublik zahlreiche Entführungen mit hohen Lösegeldforderungen. „Die reichen Leute“, so schrieb die FAZ 1973, seien „das natürliche Ziel“ dieses Verbrechens, „nicht die ganz normalen“. Dies deutet bereits an, dass im Zuge der Entführungen nicht nur Fragen nach dem Risiko von Vermögenden in den Blick gerieten. Medien, Öffentlichkeit, Wissenschaft und Politik führten ebenfalls intensive Debatten um Gerechtigkeit und soziale Differenz. Fragen nach dem Preis von Leben, aber auch von Sicherheit, Handlungsmacht und Schuld dienten als Stellschrauben für soziale Ordnungsentwürfe. In ihrem Vortrag nimmt Eva Maria Gajek diese Diskussionen zum Ausgangspunkt, um beispielhaft Thesen für eine Kultur- und Wissensgeschichte von Reichtum und Reichen nach 1945 zu entwickeln.